Durchhalten

Die letzten Tage sind immer öfter wechselhaft. Mal ist Jeremy gut drauf und er sieht auch besser aus, dann hat er natürlich Tage, an denen er sich nicht so gut fühlt, traurig ist und auch Schmerzen hat. Er hat unglaublich viel abgenommen, ist nur noch Haut und Knochen und ich frage mich, woher nimmt er seine Kraft. Inzwischen machen wir ihm jeden Tag aufs neue Mut, noch ein bisschen durchzuhalten. Ich würde ihn sooo gerne mit nach Hause nehmen. Egal ob ich ihn hier pflegen müsste. Andererseits bin ich dankbar dafür, dass eben diese anstrengende Aufgabe noch von geübten Schwestern übernommen wird. Wir müssten erst einmal einiges über die Pflege lernen. Außerdem habe ich nach wie vor die Hoffnung, dass er nach der Reha Größtenteils ohne uns auskommt.
Seit zwei Tagen hat Jeremy ein neues Bett mit einer speziellen Luftmatratze. Seine Rückenwirbel sind durch das Abnehmen so stark hervorgetreten, das er schon leichte Druckstellen bekommt. Jetzt will ich dafür sorgen, dass Jeremy, wenn er in den Stift verlegt wird, auch dort so eine Matratze bekommt. Schließlich wird er nach der Op noch mal ca 3 bis 4 Wochen liegen, bis er zur Reha kann.
Jeremy versucht immer öfter zu sprechen. Darum üben wir jetzt regelmäßig mit Hilfe eines Sprechaufsatz für das Stoma, das sprechen. Aber ihm fehlt noch die Kraft, um die Stimmbänder zum schwingen zu bringen. Wir üben weiter! Der Schluckvorgang ist leider auch leicht gestört. Vielleicht wird das aber besser, wenn er wieder sprechen kann, also, die Muskeln und der Kehlkopfdeckel wieder richtig arbeiten (schließt)
In der Kinderklinik geben sich alle so viel Mühe und sorgen sich um Jeremy. Auch die Schwestern merken, dass er immer trauriger wird. Ein wenig ratlos tauschen wir uns mit ihnen aus, überlegen, was man machen könnte, damit er mehr Freude erlebt. Sein absolutes Highlight ist Besuch. Jeremy freut sich immer sehr, wenn er Besuch bekommt. Das hebt seine Stimmung unglaublich. Auch wenn wir ihm erzählen, wer alles an ihn denkt, ihm Kraft schickt, zaubert dies ein großes Lächeln auf seine Lippen. In diesen Momenten erkennt er, dass er nicht alleine ist und er nicht in Vergessenheit gerät.
Heute machen wir uns wieder mit seinen Geschwistern auf den Weg ins KH. Seit Gestern darf Jeremy wieder raus an die frische Luft. Eine kleine Familienzusammenführung am Samstag. Hoffentlich kann er auch daraus, wenigstens für das Wochenende, erst einmal Kraft schöpfen.
Habt alle einen schönen, sonnigen Samstag! #Durchhalten

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