Hoffnung

Wir wünschen euch von einen guten Morgen! Ich versuche schon heute Morgen bei Jeremy sein zu können. Mit dem Bus geht es nach Koblenz. Papa hat noch einen Termin in der entgegengesetzten Richtung, kommt aber sofort nach. Drückt mir die Daumen, dass sie mich rein lassen. Jetzt wo Jeremy jeden Tag etwas wacher wird, möchte ich bei meinem kleinen Wunder sein!
Liebe Grüße euch allen!

 

Nachtrag:

Bin vor Erschöpfung auf dem Bett eingeschlafen, dabei wollte ich mich nur kurz ausruhen, bevor ich hier schreibe.

Heute waren wir schon um halb 12 bei Jeremy im Krankenhaus. Wir mussten zwar wieder etwas warten, 15 Minuten waren es glaub ich, aber das ist ja nicht wirklich lang.
Dafür durften wir heute etwas ganz wundervolles erleben!
Jeremy hat wärend unseres Besuches auf einmal die Augen geöffnet und uns angeguckt. Er hat uns richtig angeguckt. Sein Papa hat ihm gerade aus Gregs Tagebuch vorgelesen, als er seinen Kopf in die Richtung drehte, aus der er seine Stimme gehört hat! Er hat richtig gesucht. Hat geblinzelt und als ich ihn fragte, ob Papa weiter vorlesen soll, hat er sogar mit dem Kopf genickt! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr unser Herz in diesem Moment vor Freude aufgegangen ist. Ich war so erfüllt von diesem Moment! Mein Sohn erkennt mich! Er reagiert auf mich ... ist plötzlich wieder bewusst unter uns. Die ganze Zeit hat er sich uns versucht so mitzuteilen. Immer wieder unseren Blick gesucht. Jeremys Krankenschwester bekam das mit und trat sofort zu uns ans Bett. Sie fragte uns, ob wir Jeremy darum bitten könnten, zu schlucken, husten und die Hände zu drücken. Jeremy hat alles gemacht, was die Schwester verlangt hat. Sie lächelte uns an und meinte, sie sagt der Ärztin Bescheid.
Die Zeit bis die Ärztin kam, war so magisch für uns. Wir haben es genossen, endlich mit unserem Sohn kommunizieren zu können. Er kaute kräftig auf dem Tubus des Beatmungsschlauches herum. Man sah ihm deutlich an, das er dieses Ding endlich los werden wollte. Als schließlich die Ärztin, die Schwester und noch ein Arzt da waren, kontrollierten sie noch einmal alle Anzeichen und waren begeistert, wie schön Jeremy auf alles reagierte. Sie entschieden es zu wagen und Jeremy zu extubieren! (den Beatmungsschlauch zu entfernen)
Leider durften wir nicht dabei bleiben. Wir sprachen Jeremy noch einmal Mut zu. Sagten ihm, das er tapfer sein soll und fest daran glauben, das er das schafft. Doch auch wenn es nicht gleich klappt, ist das ok. Wichtig sei nur, das es ihm gut ginge und wenn das halt noch nicht ohne Schlauch geht, dann ist das so. Ich war so voller Hoffung und Euphorie ... mir hätte bewusst sein müssen, dass ein "nicht Gelingen" umso schmerzhafter sein würde. Aber als Mama ist man wohl von Natur aus der glücklichste Mensch und hält an jedem Strohhalm eisern fest.
Über 90 Minuten mussten wir vor der Intensivstation warten, bis man uns wieder zu Jeremy rein ließ. Ich glaube ich habe an meinem Mittelfinger inzwischen richtige Kerben vom Daumennagel. Jeremys Schwester wartete im Gang auf uns und entschuldigte sich mit den Worten: "Nicht traurig sein, es hat leider nicht geklappt"
Ich betrat das Zimmer und da lag mein Schatz. Angeschlossen an die Beatmungsmaschiene und wieder komplett beatmet. Auch die Anzahl der Medikamente wurde wieder erhöht. Man erklärte uns, dass er nun wieder im künstlichen Koma läge und man ihm erst einmal eine Verschnaufpause gönnen will. Natürlich! Absolut! Die ganze Aktion war sicher extrem anstrengend für ihn. Mir liegt nichts ferner, als meinen Sohn unnötig zu stressen!! Ich bin dankbar, dass man ihn wieder zurückgefahren hat, damit er ausruhen kann. Aber das Gefühl ... war der Horror. Ich habe mir fest geschworen, nicht zu weinen. Und doch liefen die Tränen. Es tat mir so unendlich leid, dass er diese Tortur durch machen musste! Er war doch wach. Er hatte die Augen auf uns erkannt .. und jetzt liegt er wieder vor mir, die Augen leicht verdreht, absolut still...

Der erste Versuch funktioniert so gut wie nie! Er war ohne Schlauch, hatte aber zu viel Schleim in den Bronchien und im Hals. Sie haben es mit der Atemmaske versucht, aber er hat aufgehört zu atmen. Also mussten sie wieder intubieren. Dafür haben sie ihm aber die Bronchien geputzt, sagt die Ärztin. Der ganze Schleim ist nun raus. Wir geben Jeremy Zeit und Ruhe. Und in ein paar Tagen, fahren sie die Narkose wieder runter, lassen ihn wach werden und versuchen es noch einmal! Und dann ... dann schafft er es bestimmt! #hoffung

 

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